KulTour |
Neben den bisherigen Projektbausteinen haben wir im vergangenen Jahr noch weitere hinzugenommen. Das Erlernen und Erfahren von »Kultur« und »Kulturtechniken« erscheint uns etwa als ein geeignetes Medium, um manche Kinder und Jugendlichen aus einer gleichsam »kulturellen Isolation« oder »kulturellen Ausgrenzung« herauszuführen, da ihnen entsprechende »Erfahrungsräume« unvertraut und für sie angstbesetzt sind.
Es ist oft erstaunend und erschreckend, dass viele unserer Jugendlichen ihr »Ursprungsviertel«, welches sie selber als »Ghetto« bezeichnen, kaum verlassen haben, somit nicht einmal ihre »Heimatstadt« kennen, geschweige denn die nahe gelegene Großstadt Hamburg besucht haben. Öffentliche Verkehrsmittel sind ihnen über einem bestimmten Radius hinaus als »selbstverständliche« Reisemöglichkeiten kaum vertraut. Angesichts ihrer Verunsicherung entwerten sie bestimmte »Erfahrungsräume«: Museen, Konzertsäle, Theater etc.. Somit finden sie oft keinen Zugang zu Bereichen unserer »Kultur«, was zu einer Verarmung angesichts eigener Resonanzen und Anstößen hinsichtlich ihrer Kreativität und einer »kulturellen Identität« führt.
Auch hier versuchen wir »gegenzuwirken«, indem wir die gegenseitige »Vertrautheit« nutzen, um die Kinder und Jugendlichen zu begleiten - eben in solche »Erfahrungsräume« hinein. Da hierbei die »Beziehungen« untereinander eine »Wirkmächtigkeit« gewonnen haben, sind die Kinder und Jugendlichen durchaus bereit, sich Unternehmungen, die in ihrer Erwartung eher negativ besetzt sind, »anzuschließen« („Museen finde ich Scheiße, aber wenn ihr mitkommt, bin ich dabei!« O-Ton eines 13jährigen vor dem Besuch des »Museums für Hamburgische Geschichte«).
Sicherlich sind diese »Ausflüge« in (noch) unvertraute »Erfahrungsräume« mit nicht zuletzt deutlichen finanziellem Aufwand verbunden. Es ist aber sehr berührend, mit welchem »Nachklang« – eben mit welcher »Nachhaltigkeit« – solche »Erlebnisse« von den Kindern und Heranwachsenden »gewürdigt« werden, etwa im Sinne einer inneren und äußeren »Horizonterweiterung« (»Weißt du noch, wie wir auf den Michael geklettert sind?« O-Ton eines zwölfjährigen Jungen in Erinnerung an einen Ausflug im letzten Sommer).
Gerade hinsichtlich ihrer eigenen Lebensperspektive, welche durch die sozialen Bedingtheiten besonders bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Begegnung und Auseinandersetzung mit dem interkulturellen »Dialog« sich als Rahmenbedingungen darstellen, sind solche Annäherungen an die »Vielfältigkeit« unserer gesellschaftlichen Traditionen äußerst sinnvoll und konstruktiv. Sie lassen Facetten und Erscheinungsformen unserer hiesigen Tradition und Kultur gerade in der Begleitung durch »vertrauenswürdige« Beziehungsgegenüber »erlebbar« werden, welche dadurch eine andere Qualität von »Begegnung« ermöglichen, derer es wiederum der Präsenz und »Vertrauenswürdigkeit« eines erwachsenen Gegenübers bedarf. |